Bei der Video-Installation 04:33, die ich hier als Erfahrungsraum anbieten möchte, geht es mir nicht um ein dumpfes Betrachten der Wirklichkeit, sondern um eine alternative Perspektive zu der zunehmenden Banalisierung und Reduzierung von Existenz im Allgemeinen durch Medien, Politik, Industrie und Kommerz.

Der Inflation und Redundanz des Oberflächlichen möchte ich eine Integration der Stille entgegenhalten, ganz einfach, weil die stille Betrachtung den Geist und das Bewusstsein klärt, sodass Illusionen auch als solche entlarvt werden können und nicht Gefahr laufen, zur Gänze mit der Realität verwechselt zu werden. Die Norbert-Hoferisierung einer ganzen Nation mag nur das jüngste Beispiel dafür sein, aber es ist ebenso illustrativ – unterstrichen noch durch die wie manisch anmutende egofixierte Aneignung und Instrumentalisierung eines Gottesbegriffes.

Gott steht hier nicht mehr für das Mysterium des Unbenennbaren, für das Transzendente einer allumfassenden Einheitserfahrung, einen Omegapunkt, auf den unser in Evolution befindliches Bewusstsein zustreben könnte, nein – Gott steht hier für ein Ich-will-um- alles-in-der-Welt-Bundespräsident-werden, und dafür schreckt man vor keiner Pietätlosigkeit zurück.

Gott (die Liste an durch Werbung verballhornte Begriffe ließe sich beliebig fortsetzen) wird ganz einfach genommen und soweit in den Dreck einer von jeglichem Sinn befreiten Kampagne, die seit Monaten ein Land ästhetisch tyrannisiert, gezogen, dass damit auch allen anderen die sich möglicherweise in stiller Hingabe einer leisen, ungreifbaren Ahnung folgend dem Göttlichen annäheren wollen, die Lust darauf vergeht (was natürlich nur temporär gelingen wird, aber es reicht, um einem den Tag zu versauen).

Das Problem, das ich sehe ist nicht, dass nicht auch ein Norbert Hofer einen göttlichen Funken in sich tragen würde, aber dass er diesen Funken für etwas missbraucht, was so gut wie das Gegenteil von dem ist, was sich als göttliche Dimension – wenn überhaupt – noch beschreiben lässt. Für jene die Gott als etwas etwas Transpersonales bereits in Ansätzen erfahren haben, wird das kein Problem sein, aber für alle anderen die Gott noch in den Ideen, den Konzepten, den Ideologien suchen, ist es eine weitere Entstellung, eine weitere Herabwürdigung, eine weitere Sinnamputation innerhalb einer rein rational-linear und materiell orientierten Weltsicht.

Der göttliche Funken in uns oder an uns wäre in meinen Augen und aus meiner Erfahrung dazu da uns daran zu erinnern, dass wir mehr sind als nur dieser Körper, dass wir eingebettet sind in ein großes Ganzes, dass jedes lebendige Wesen durchdrungen ist von derselben Schöpfungsenergie – was uns nicht gleich macht, aber gerade durch die Verschiedenheit das ganze Spektrum des “einen Geschmacks” erkennen lässt.

Ja, die Gefahr ist nicht Norbert Hofer, der so gerne Bundespräsident werden möchte, die Gefahr oder besser die Lächerlichkeit ist Norbert Hofer, der nun glaubt in einem göttlichen Auftrag zu handeln. Denn die Tatsache, einen Spruch wie “so wahr mir Gott helfe”, der für das intimste Innenleben gedacht ist, auf ein Plakat zu klatschen, zeigt die wahnsinnige Kluft zwischen Wunschvorstellung und Wirklichkeit.

Denn wer immer auch nur die leiseste, wirklich authentische Ahnung oder Erinnerung nach Gott in sich wachgerufen hat, wird als Allerletztes das Bedürnis verspüren, diese Ahnung zur Werbung für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen. Was wir hier im Spiegel des Bewusstseins sehen, und wofür wir demnach dankbar sein dürfen ist, wie sich die größtmögliche Unwissenheit zur größtmöglichen Selbstgewissheit (die hier eine Ego-Gewissheit ist) aufgeblasen hat. Oder um mit einem Zitat von J.W. von Goethe abzuschließen:

“Es ist nichts schrecklicher als eine tätige Unwissenheit.”

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